Bäume in der Stadt

 

Wertvolle Gestalten im öffentlichen Grün

Stiftung DIE GRÜNE STADT

Die Lebensform der Zukunft ist städtisch. Seit 2011 lebt weltweit über die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten, in Europa sind es sogar bereits über 70 Prozent. Die Menschen, die in den 1970-er Jahren „raus ins Grüne“ zogen, kehren nun wieder zurück und suchen Wohn- und Lebensraum in der Stadt. Den Wunsch nach Freiraum und Naturerfahrung aber bringen sie mit: Insbesondere diejenigen, die keinen privaten Garten nutzen können, sind auf das öffentliche Grün angewiesen. Grün- und Naturräume in Städten sind deshalb von großer, im besten Sinne wachsender Bedeutung. Durch die Urbanisierung wächst der Druck auf die Städteplanung:

Der begrenzte Raum wird zum knappen Gut und es wird immer schwieriger, den vorhandenen Freiraum gegenüber wirtschaftlichen Interessen zu verteidigen.1

Das Stadtklima wird von der Bebauung geprägt. Aufgrund des hohen Versiegelungsgrades ist es in Städten durchschnittlich 5 Grad Celsius wärmer als im Umland; zudem sorgen trockene Luft und verringerter Luftaustausch für Probleme. Vor diesem Hintergrund haben viele Städte spezielle Begrünungsprogramme entwickelt. Bekannt sind z.B. New York, Hamburg, Frankfurt … Parallel entwickeln sich Initiativen und neue Formen des Bürgerengagements für mehr Begrünung. Durch die Entscheidung, welche Pflanzen wir im öffentlichen Raum, aber auch in privaten Gärten, auf Balkonen und Dächern anpflanzen, beeinflussen wir das Aussehen, das Kleinklima und nicht zuletzt die Artenvielfalt in unseren Städten.

Mit der von der Kommission im Mai 2013 veröffentlichten Strategie zur Grünen Infrastruktur1 ist in der Europäischen Gemeinschaft eine neue Entwicklung eingeläutet: Die Grüne Infrastruktur wird als ein Kernthema der zukünftigen Stadtentwicklung anerkannt. Auch neu aufgelegte bundesdeutsche Programme wie das vom Bundesumweltministerium initiierte Programm „Soziale Stadt“2 bieten Ansatzpunkte, um soziale und grüne Stadtentwicklung zusammenzuführen. Auf Bundesebene ist geplant, ressortübergreifend ein „Grünbuch“ als Bestandserfassung und politische Positionierung zum Thema „Grün in der Stadt“ zu erarbeiten.

1 http://ec.europa.eu/environment/nature/ecosystems/

2 www.soziale-stadt.de

Bedeutung von Bäumen in Städten

Bäume an Straßen und in Parkanlagen prägen das Erscheinungsbild unserer Städte. Sie verbessern durch Sauerstoffproduktion, CO2 -Bindung, Staubfilterung und Schattenbildung nachhaltig das Stadtklima.

Damit tragen sie wesentlich zum Wohlbefinden der Bürger in der Stadt bei. Aber die Wohlfahrtswirkungen von Bäumen und Pflanzen in Städten gehen weit über diese direkt wahrnehmbaren Effekte hinaus und umfassen auch eine lange Reihe von ökologischen, ökonomischen und sozialen Faktoren. Welche Bedeutung das öffentliche Grün und insbesondere Bäume in gesellschaftlicher Hinsicht haben, zeigen zum Beispiel die Folgen des Sturms „Ela“, der am Pfingstmontag 2014 mehrere Städte in Nordrhein-Westfalen schwer getroffen hat. In einer gemeinsamen Erklärung von Düsseldorfs scheidendem Oberbürgermeister Dirk Elbers und dem designierten Nachfolger Thomas Geisel vom 23. Juli 2014 heißt es wörtlich:

„ Bei aller Verwüstung hat die verheerende Gewalt des Sturms auch eine neue Einsicht gebracht: Der Blick auf das öffentliche Grün hat sich grundlegend geändert. Erst die Zerstörung führte vielen Menschen vor Augen, welche Bedeutung die Bäume und Pflanzen für die Lebensqualität in unserer Stadt haben. Die Aufgabe für die nächsten Jahre wird sein, gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern und den städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die neue Gartenstadt Düsseldorf zu schaffen - mit einem attraktiven Konzept für das Stadtgrün, zusätzlichen Bäumen und modernen Parkanlagen mit ihren historischen Bezügen.“

Ein Soforthilfefonds des Landes NRW wurde eingerichtet, der den betroffenen Kommunen Gelder für die Nachpflanzung zur Verfügung stellt. Darüber hinaus gründeten sich Spendeninitiativen für den Kauf und die Pflanzung neuer Bäume. Ein „Runder Tisch“ wurde etabliert, der das Engagement für den Neuaufbau der Grünen Stadt Düsseldorf bündelt und koordiniert. Auch ohne solche dramatischen Ereignisse zeigt sich bundesweit seit einigen Jahren ein verstärktes Bürgerengagement für das Grün in den Kommunen. Bürgerstiftungen unterstützen lokale Projekte1, Anwohner beteiligen sich an der Versorgung der Bäume in ihrer Wohnstraße, Kommunen und die lokale Wirtschaft schließen öffentlich-rechtliche Verträge für die Aufwertung des öffentlichen Raums.

1 zum Beispiel Kölner Grün Stiftung, www.koelner-gruen.de

Situation von Bäumen in Städten

Bäume stehen im öffentlichen Grün der Städte, in Parks, an Straßen, auf Plätzen, aber auch in privaten Gärten und in Stadtwäldern. Jeder Standort hat seine Besonderheit und die Baumauswahl sollte darauf abgestimmt sein. Der Arbeitskreis „Stadtbäume“ der Ständigen Konferenz der Gartenamtsleiter beim Deutschen Städtetag (GALK) charakterisiert die Standortvoraussetzungen für Bäume in der Stadt so:

„ Stadtbäume sind belastet durch versiegelte und verdichtete Böden, Nährstoffarmut und Wassermangel, Anfahrschäden durch Autoverkehr und Verletzungen bei Baumaßnahmen. All dies senkt ihre Lebenserwartung dramatisch, wovon Bäume an Straßen deutlich stärker betroffen sind als Parkbäume.“ Der Arbeitskreis „Stadtbäume“ der GALK veröffentlicht regelmäßig die so genannte Straßenbaumliste1, in der Bäume bewertet werden, die sich für den wohl schwierigsten Standort am Rand der Straßen bewähren.

Gesucht sind Bäume, die eine hohe Toleranz gegenüber den Standortbedingungen in der Stadt haben, die also zum Beispiel mit Trockenheit, Wind, geringem Wurzelraum, mechanischen Belastungen und Salzen besser zurechtkommen als andere. In jüngster Zeit haben sich die Anforderungen noch verschärft. Insbesondere in Bereichen mit hoher Flächenversiegelung – am Straßenrand und auf Plätzen – steht Bäumen meist nur ein stark eingeschränkter Lebensraum zur Verfügung. Aufgrund der hohen Wärmekapazität der gepflasterten oder asphaltierten Flächen sind eine hohe Lufttemperatur und niedrige Luftfeuchte die Regel, zudem gibt es an diesen Standorten meist starke Luftbewegung. In Verbindung mit dem zu großen Teilen verdichteten und versiegelten Wurzelbereich wirken sich diese Klimafaktoren doppelt nachteilig auf die Vitalität der Bäume aus.

Die Klimaveränderung begünstigt das Auftreten neuer Krankheiten und Schadorganismen, immer häufiger treten längere Trockenzeiten im Sommer auf, die die Bäume zusätzlich schwächen. Oft kommen mechanische Verletzungen hinzu, die einen Befall mit holzzerstörenden Pilzen begünstigen. Schäden an Bäumen können auch durch Streusalz, Erdgas und Hundeurin verursacht sein.

Auf der anderen Seite empfehlen Ministerien, Umweltverbände und Initiativen bundesweit unisono eine verstärkte Durchgrünung städtischer Räume. Neben der Auswahl des richtigen Baumes für den richtigen Ort ist vor allem eine gute Planung und Standortvorbereitung die beste Voraussetzung für erfolgreiche Pflanzungen in Städten. Die geltenden Standards hinsichtlich Größe der Pflanzgrube, Substrat und Versorgung sind dringend einzuhalten.

Kommunen zwischen Pflicht und Kür

Bäume bieten zahlreiche ökologische, ästhetische und wirtschaftliche Vorteile, allerdings verursachen sie auch Kosten. Es bedarf zunächst einer Investition in die Planung, Beschaffung und Pflanzung von Bäumen und laufender Kosten für die Baumkontrolle, -pflege und -versorgung. Nach der Pflanzung - und je nach Standort auch in trockenen Sommern - müssen die Pflanzen ausreichend gewässert werden. Aber auch das Beseitigen von Blättern und Zweigen sowie notwendige Korrekturschnitte und andere Pflanzen-schutzmaßnahmen führen zu finanziellem Aufwand.

Die Pflege und der Schnitt von Bäumen erfordern erfahrene Spezialisten, die über das nötige Wissen und die Ausrüstung verfügen. Der Personal- und Materialaufwand und damit auch die Kosten für die Bäume in Städten sind umso geringer, je besser die Situation der Bäume an ihrem Standort ist: Die richtige Art und Sorte, die richtige Baumform und -größe, ausreichend Wurzelraum und Lichtraumprofil und nicht zuletzt ausreichender Schutz vor Beschädigung – dies alles sind die besten Maßnahmen, um die Kosten für die Bäume langfristig niedrig zu halten und dabei den größtmöglichen Nutzen aus einem vitalen Baumbestand zu gewinnen.

„Der innerstädtische Baumbestand sollte nachhaltig gesichert und weiterentwickelt werden. Die Zusammensetzung des Straßenbaumbestandes wird vielfältiger und somit stabiler gegenüber klimabedingter Veränderungen wie z. B. neu auftretender Schadorganismen. Neue, nicht heimische Baumarten sind den Folgen des Klimawandels eventuell besser gewachsen und finden verstärkt Verwendung im Straßenbereich.“ Deutscher Städtetag 2012

Daraus ergeben sich steigende Anforderungen an die Grünverantwortlichen in den Städten und Gemeinden. Das öffentliche Grün ist einerseits eine Pflichtaufgabe, insbesondere vor dem Hintergrund der Verkehrssicherung, aber in der konkreten Ausgestaltung und Intensität auch eine freiwillige Aufgabe. Viele Kommunen nutzen ihre Grünflächen für das Stadtmarketing und positionieren sich als „grüne Stadt“. Dabei geht es nicht immer um große Parkanlagen oder um Gartenschauen. Auch kleinere Grünprojekte und Baumpflanzungen sind geeignet, um vor Ort Flagge zu zeigen. In manchen Kommunen ergeben sich jedoch Probleme infolge von Einsparungen in den Grünetats. So werden weniger Bäume nachgepflanzt als gefällt und/oder oft kleinere Qualitäten eingekauft, die nach der Pflanzung einen höheren Erziehungs- und Pflegeaufwand benötigen - dabei sind unter dem Spardiktat vieler Kommunen die Pflegemaßnahmen auf das absolut Notwendige reduziert.